Schlag den Raab
Stefan Raab soll das
TV-Duell Merkel vs. Steinbrück moderieren. Warum auch nicht?
Männer im Ruhestand haben für gewöhnlich Zeit. Und wer Zeit
hat, kommt zuweilen auf absonderliche Ideen. Wie zuletzt der Pensionär und
frühere Ministerpräsident von Bayern, Edmund Stoiber, als er den Pro Sieben-Entertainer
Stefan Raab im Spiegel als Moderator
eines TV-Duells zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück
vorschlug.
Stoibers Vorstoß hatte zuletzt hohe Wellen geschlagen. Man
konnte dabei den Eindruck gewinnen, Raab sei nicht als Mit-Moderator, sondern
als Kandidat neben Merkel und Steinbrück im Gespräch. Raab als Moderator eines
Fernseh-Duells, was spricht eigentlich dagegen? Der Untergang des Abendlandes wird
kaum zu befürchten sein, zumal Raab zweifellos Verdienste auf dem Gebiet der TV-Unterhaltung
hat.
Der Grimme-Preisträger traf mit Sendungen wie „Schlag den
Raab“, „TV Total“ und den Show-Ablegern „Wok-WM“, „Turmspringen“, „Prunksitzung“
und einer entstaubten Version des deutschen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest
zumeist den Geschmack eines überwiegend jungen Publikums. Zuletzt moderierte er
auf Pro Sieben - allerdings nur mäßig erfolgreich - den Polit-Talk „Absolute
Mehrheit“.
Nun also das TV-Duell, was bei vielen Beobachtern zur Frage
führte, ob sich denn ein Entertainer wie Raab überhaupt für das ernste
Politik-Geschäft eigne. Was bei Lichte besehen ein ziemlich alberner Einwand
ist, denn auch Frank Plasberg hat in der Vergangenheit Unterhaltungssendungen
moderiert. Raab wäre zudem nur einer von vier Moderatoren, seine Rolle wäre also
vergleichsweise schmal bemessen.
Zur Erinnerung: Das letzte TV-Duell 2009 zwischen Merkel und
Frank-Walter Steinmeier geriet dermaßen dröge und uninteressant, dass man einer
Neuauflage im Wahljahr nicht gerade entgegenfiebert. Der damalige Moderator der
Sendergruppe ProSiebenSat.1, ein gewisser Peter Limbourg, agierte zwar seriös
und kompetent, ist aber auch nicht gerade als journalistisches Schwergewicht
der Branche verschrien.
Die Verpflichtung von Stefan Raab als Mit-Moderator könnte
nun tatsächlich dazu beitragen, dass ein jüngeres Publikum erreicht wird, das
sonst eher einen Bogen um das Thema Politik macht. Der ehrgeizige Raab würde
seine Sache auch bestimmt ordentlich machen und sich entsprechend vorbereiten,
um neben den Illners, Plasbergs und Klöppels zu bestehen.
Ob Stoibers Vorschlag zu einem spannenderen TV-Duell führt
mag allerdings bezweifelt werden, denn das starre Korsett dieses Formats gewährt
den Moderatoren kaum die auch bei Steinbrück so beliebte „Beinfreiheit“ für
eine eigene Performance. Das ritualisierte TV-Duell mit seinem Zwang zur
Ausgewogenheit hat ja nicht nur zu einem multiplen Moderatorenquartett aus vier
Sendeanstalten geführt.
Es hat auch zur Herrschaft der Stoppuhren beigetragen, die
auf die Sekunde genau festhalten, wer wie lange geredet hat und noch über etwaige
Restzeit verfügt. Loriot hat dieses kauzige Ritual in einem Sketch einmal treffend
ad absurdum geführt: „Herr
Müller-Meisenbach, Sie haben jetzt noch eine Drittelsekunde für ‚Frieden und
Freiheit‘…bitte!“ Müller-Meisenbach: „Ffff…“.
Nicht nur
für Merkel und Steinbrück, auch für das arrivierte Moderatorenteam dürfte es
demnächst dann wohl heißen: „Schlag den
Raab!“
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