Dienstag, 26. April 2016

Sehr zum Wohl!

Sehr zum Wohl!
Das deutsche Reinheitsgebot feiert in diesen Tagen runden Geburtstag

500 Jahre sind kein Pappenstiel. Das wohl älteste Lebensmittelgesetz aus deutschen Landen, das Bier-Reinheitsgebot, wird in diesen Tagen 500 Jahre alt. 1516 wurde auf dem Ingolstädter Landtag beschlossen, dass „allain Gersten, Hopffen un wasser genomen un geprauche sölle werdn“. Von Hefe, verantwortlich für die alkoholische Gärung, war damals noch keine Rede - sie wurde erst viel später entdeckt.

Die deutschen Brauer nehmen den runden Geburtstag zum Anlass, den Blick auf die eigene Zunft zu lenken. In keinem anderen Land der Welt existieren so viele Brauereien, die in Familienbesitz sind. Neben dem beliebten Pils werden lokal und regional die unterschiedlichsten Biere gebraut: Export-, Weizen-, Stark-, Alt- und Kölsch-Biere. Ausländische Brauereien müssen sich nicht an das Reinheitsgebot halten.

Internationale Brauereikonzerne fassen seit einigen Jahren auf dem heimischen Biermarkt Fuß. So gehören Marken wie Hasseröder, Beck’s und Diebels zum belgischen Anheuser-Busch-Konzern. Auch Heineken aus Holland (Paulaner, Kulmbacher) und der dänische Carlsberg-Konzern (Holsten, Astra, Hannen) sind erfolgreich mit ihren Marken auf dem begehrten deutschen Markt vertreten.

In Radeberger-Besitz: Berliner Biermarken

In Deutschland beherrscht der Oetker-Konzern, den man gemeinhin eher mit Backpulver und Tiefkühlpizza in Verbindung bringt, die Szene. Zur konzerneigenen Radeberger-Gruppe mit den Marken Radeberger, Jever und Schöfferhofer gehören inzwischen auch die traditionellen Berliner Biermarken: Schultheiss, Berliner Kindl und Berliner Pilsner. Sie werden allesamt am Standort Berlin-Lichtenberg gebraut.

Zur Radeberger-Gruppe zählen u.a. auch alle Biere aus der ehemals bedeutenden Bierstadt Dortmund mit Marken wie DAB, Ritter, Brinkhoff’s No. 1 oder Dortmunder Thier Pils. Daneben sind vor allem die großen Marken Krombacher, Bittburger, Warsteiner und Oettinger Marktführer in einer Branche, die nicht zuletzt aufgrund veränderter Geschmäcker und der demographischen Entwicklung unter Druck steht.

In Berlin sprießen derzeit Mikrobrauereien aus dem Boden, die dem industriell gefertigten Massenbierausstoß handwerklich gebrautes Craft-Bier entgegensetzen. Die Craft-Brauer dürfen dem Bier in ihren obergärigen Sorten Aromen und Zusatzstoffe hinzufügen. Dem beliebten Pilsener-Bier, das es auf einen Marktanteil von über 50 Prozent bringt, können die modischen Craft-Biere allerdings kaum gefährlich werden.

Früher Schultheiss, heute Kultur: die Berliner Kulturbrauerei

Das untergärige Pils, das stärker gehopft wird als andere Biere und daher seinen typischen, hopfig-herben Geschmack erhält, ist das Lieblingskind des echten Bier-Connoisseurs. Übrigens - einem populären Irrtum zufolge braucht ein gutes Pils sieben Minuten für den Zapfvorgang. Das ist freilich viel zu lang: in schon drei Minuten ist ein Pils frisch gezapft und mit einer hübschen Schaumkrone versehen.

Na dann, Prosit und auf weitere 500 Jahre Reinheitsgebot!