Sehr zum Wohl!
Das deutsche Reinheitsgebot feiert in diesen
Tagen runden Geburtstag
500 Jahre sind kein
Pappenstiel. Das wohl älteste Lebensmittelgesetz aus deutschen Landen, das Bier-Reinheitsgebot,
wird in diesen Tagen 500 Jahre alt. 1516 wurde auf dem Ingolstädter Landtag
beschlossen, dass „allain Gersten, Hopffen un wasser genomen un geprauche sölle
werdn“. Von Hefe, verantwortlich für die alkoholische Gärung, war damals noch
keine Rede - sie wurde erst viel später entdeckt.
Die deutschen Brauer
nehmen den runden Geburtstag zum Anlass, den Blick auf die eigene Zunft zu lenken.
In keinem anderen Land der Welt existieren so viele Brauereien, die in
Familienbesitz sind. Neben dem beliebten Pils werden lokal und regional die
unterschiedlichsten Biere gebraut: Export-, Weizen-, Stark-, Alt- und Kölsch-Biere.
Ausländische Brauereien müssen sich nicht an das Reinheitsgebot halten.
Internationale
Brauereikonzerne fassen seit einigen Jahren auf dem heimischen Biermarkt Fuß. So
gehören Marken wie Hasseröder, Beck’s und Diebels zum belgischen
Anheuser-Busch-Konzern. Auch Heineken aus Holland (Paulaner, Kulmbacher) und
der dänische Carlsberg-Konzern (Holsten, Astra, Hannen) sind erfolgreich mit
ihren Marken auf dem begehrten deutschen Markt vertreten.
In Radeberger-Besitz: Berliner Biermarken |
In Deutschland beherrscht
der Oetker-Konzern, den man gemeinhin eher mit Backpulver und Tiefkühlpizza in
Verbindung bringt, die Szene. Zur konzerneigenen Radeberger-Gruppe mit den
Marken Radeberger, Jever und Schöfferhofer gehören inzwischen auch die
traditionellen Berliner Biermarken: Schultheiss, Berliner Kindl und Berliner
Pilsner. Sie werden allesamt am Standort Berlin-Lichtenberg gebraut.
Zur Radeberger-Gruppe
zählen u.a. auch alle Biere aus der ehemals bedeutenden Bierstadt Dortmund mit
Marken wie DAB, Ritter, Brinkhoff’s No. 1 oder Dortmunder Thier Pils. Daneben
sind vor allem die großen Marken Krombacher, Bittburger, Warsteiner und
Oettinger Marktführer in einer Branche, die nicht zuletzt aufgrund veränderter
Geschmäcker und der demographischen Entwicklung unter Druck steht.
In Berlin sprießen
derzeit Mikrobrauereien aus dem Boden, die dem industriell gefertigten
Massenbierausstoß handwerklich gebrautes Craft-Bier entgegensetzen. Die
Craft-Brauer dürfen dem Bier in ihren obergärigen Sorten Aromen und Zusatzstoffe
hinzufügen. Dem beliebten Pilsener-Bier, das es auf einen Marktanteil von über
50 Prozent bringt, können die modischen Craft-Biere allerdings kaum gefährlich
werden.
Früher Schultheiss, heute Kultur: die Berliner Kulturbrauerei |
Das untergärige Pils,
das stärker gehopft wird als andere Biere und daher seinen typischen,
hopfig-herben Geschmack erhält, ist das Lieblingskind des echten Bier-Connoisseurs.
Übrigens - einem populären Irrtum zufolge braucht ein gutes Pils sieben
Minuten für den Zapfvorgang. Das ist freilich viel zu lang: in schon drei
Minuten ist ein Pils frisch gezapft und mit einer hübschen Schaumkrone
versehen.
Na dann, Prosit und auf
weitere 500 Jahre Reinheitsgebot!
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