Mittwoch, 30. März 2016

„Currywurst - dit isst Berlin!“

„Currywurst - dit isst Berlin!“
Die Currywurst ist ein echtes Berliner Original. Oder etwa nicht?

Die Currywurst gilt neben Berliner Weiße, Buletten und Schrippen (Brötchen) als das kulinarische Original des kleinen Mannes im großen Berlin. Auf diese Idee muss man ja auch erst einmal kommen: eine in Stücke geschnittene Bratwurst in einer ketchup-ähnlichen Tomatensauce zu versenken und diese mit Currypulver und allerlei exotischen Gewürzen garniert zu servieren. Herta Heuwer aus Charlottenburg hatte sie - als erste.

An einem Septembertag im Jahr 1949 probierte die Imbissbudenbesitzerin in ihrem Berliner Kiosk verschiedene Saucenkombinationen aus. Schon bald rannten ihr die Leute buchstäblich die Imbissbude ein, Herta Heuwers Currywurst entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Die Rezeptur ihrer Soße blieb freilich streng geheim, Frau Heuwer ließ sich ihre Kreation später sogar vom Münchner Patentamt sichern.

Doch auch andere Städte und Regionen haben die Erfindung der Currywurst für sich reklamiert. Uwe Timm hat in seinem Roman „Die Entdeckung der Currywurst“ der selbigen ein literarisches Denkmal gesetzt, freilich nicht ohne die fiktive Handlung frecherweise nach Hamburg zu verlegen. Nicht ganz grundlos, denn Timm wurde in der Hansestadt geboren und wollte Hamburg wohl was Gutes tun. 

Wurst-Institution: Konnopke’s Imbiss an der Schönhauser Allee
Aber auch das Ruhrgebiet wird immer wieder mit der Currywurst assoziiert. Weniger mit ihrer Entstehungsgeschichte, dafür umso mehr aufgrund ihrer kulinarischen Boden-ständigkeit als Volksimbiss, denn die Currywurst passt perfekt zum Malocherimage des einstigen Kohlereviers. Der Duisburger Horst Schimanski und der Bochumer Herbert Grönemeyer („Currywurst“) haben sie auf ihre jeweilige Weise populär gemacht.

In Berlin hat man die Wurst vor einigen Jahren sogar ins Museum verfrachtet: Das Deutsche Currywurst Museum präsentiert die Geschichte der Wurst in zahlreichen Facetten. Als berühmteste Grillbuden der Stadt gelten das „Curry 36“ in Kreuzberg, das „Krasselt’s“ in Steglitz sowie „Konnopke’s Imbiss“ im Prenzlauer Berg. Hier wurde 1960 die erste Currywurst der DDR verkauft - als lupenreines West-Imitat.

Imbissbuden prägen vielerorts das Stadtbild, sie sind in Zeiten des veganen Hypes die unverbesserliche, typisch deutsche Fast-Food-Variante. Am früheren Standort ihres Imbisses haben die Berliner der 1999 verstorbenen Erfinderin der Currywurst übrigens ein Denkmal gesetzt. Dort befindet sich eine Gedenktafel, die auf Herta Heuwer und ihre Entdeckung verweist. Als Zusatz könnte dort stehen: „Currywurst - dit isst Berlin!“

Herta Heuwer hätte das vermutlich gefallen.