Caramba, Caracho, Reloaded!
Heino covert deutsche Rocksongs. Kann das gutgehen?
Mit seinem neuen Album „Mit
freundlichen Grüßen“ ist Heino offenbar ein Überraschungserfolg gelungen. Der
blonde Barde aus dem Rheinland covert darauf zwölf deutsche Rock- und Popsongs u.a.
von Rammstein, den Ärzten, den Fantastischen Vier und Peter Fox. „Enzian“ und
„Haselnuss“ haben vorerst Pause.
Doch damit nicht genug. Seit
einigen Tagen führt Heino mit seinem Cover-Album auch noch die
Download-Trend-Charts von Media Control an. Heinos Management hatte die Platte zuvor als „Skandalalbum des Jahres“ angekündigt. Die „Bild“-Zeitung berichtete zudem
von einem Streit zwischen Heino, Rammstein und den Ärzten.
Dieser erwies sich jedoch
als Erfindung von „Bild“, denn weder Rammstein noch Die Ärzte hatten sich über
Heinos Cover-Songs beschwert. Rechtlich hätten sie gegen das Album ohnehin
keine Handhabe; denn solange Melodie und Text der Original-Titel nicht
verändert werden, müssen sie den Interpreten, Heino, gewähren lassen.
Ausgerechnet Heino. Der wohl
am meisten parodierte deutsche Sänger arbeitet sich an den Aushängeschildern der
deutschen Rock- und Popmusik ab. Heino - Markenzeichen: blonde Haare,
Sonnenbrille und Bass-Bariton mit rollendem „R“ - dürfte allerdings bei den
wenigsten der gecoverten Künstler auf große Gegenliebe stoßen.
Steht er doch für das
miefig-piefige, längst vergangene Deutschland: für Plüschsofa und
Kameradschaftsabend, Marschmusik und röhrenden Hirsch. Heino war sich in den
80er Jahren auch nicht zu schade dafür, um im Apartheidsstaat Südafrika
aufzutreten und bei anderer Gelegenheit die deutsche Nationalhymne einzusingen - alle drei Strophen
versteht sich.
Heino, der sich seit über
fünfzig Jahren in seichten Volkslied- und Schlagergefilden tummelt, hat sich im
zarten Alter von 74 Jahren noch einmal ganz neu erfunden. Der neue, wahre Heino hat Trachtenjanker,
Seppelhut und Lodenkotze kurzerhand gegen Lederjacke, Jeanshose und Cowboy-Stiefel
eingetauscht. Heino Reloaded.
Zugegeben, Heinos Version des
Ärzte-Songs „Junge“ gefällt; denn er ist fein instrumentiert. Insbesondere die
Bläser und der Backgroundchor sprechen für ein pfiffiges Arrangement. Zudem
gewinnt der Song durch Heinos großväterliches Bass-Timbre eine ganz neue Tiefe - ohne dabei der Ironie des Originals zu entbehren.
Aber ein ganzes Album Heino
bleibt immer noch ein ganzes Album Heino - und das geht einfach gar nicht. Allerdings:
„Ganz Deutschland hört jetzt Heino“ belehrte uns "Bild.de" vor Kurzem und
schwadronierte weiter: „Heino hören ist jetzt definitiv cool“. Der einstige
Unterstützer von CDU/CSU ist demnach mehrheitsfähig und angesagt.
Zumindest wenn es nach
„Bild“ geht, die neben „BamS“ und „Glotze“ seit Schröders Zeiten das Maß aller
medialen Dinge ist. Das Album in der weinseligen Karnevalszeit zu
veröffentlichen ist überdies ziemlich clever, und die junge Zielgruppe scheint
Heino tatsächlich zu mögen. Na dann, hoch die Tassen: „Caramba, Caracho, ein
Whisky!“
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