Freitag, 8. Februar 2013

Caramba, Caracho, Reloaded!


Caramba, Caracho, Reloaded!
Heino covert deutsche Rocksongs. Kann das gutgehen?

Mit seinem neuen Album „Mit freundlichen Grüßen“ ist Heino offenbar ein Überraschungserfolg gelungen. Der blonde Barde aus dem Rheinland covert darauf zwölf deutsche Rock- und Popsongs u.a. von Rammstein, den Ärzten, den Fantastischen Vier und Peter Fox. „Enzian“ und „Haselnuss“ haben vorerst Pause.

Doch damit nicht genug. Seit einigen Tagen führt Heino mit seinem Cover-Album auch noch die Download-Trend-Charts von Media Control an. Heinos Management hatte die Platte zuvor als „Skandalalbum des Jahres“ angekündigt. Die „Bild“-Zeitung berichtete zudem von einem Streit zwischen Heino, Rammstein und den Ärzten.

Dieser erwies sich jedoch als Erfindung von „Bild“, denn weder Rammstein noch Die Ärzte hatten sich über Heinos Cover-Songs beschwert. Rechtlich hätten sie gegen das Album ohnehin keine Handhabe; denn solange Melodie und Text der Original-Titel nicht verändert werden, müssen sie den Interpreten, Heino, gewähren lassen.

Ausgerechnet Heino. Der wohl am meisten parodierte deutsche Sänger arbeitet sich an den Aushängeschildern der deutschen Rock- und Popmusik ab. Heino - Markenzeichen: blonde Haare, Sonnenbrille und Bass-Bariton mit rollendem „R“ - dürfte allerdings bei den wenigsten der gecoverten Künstler auf große Gegenliebe stoßen.

Steht er doch für das miefig-piefige, längst vergangene Deutschland: für Plüschsofa und Kameradschaftsabend, Marschmusik und röhrenden Hirsch. Heino war sich in den 80er Jahren auch nicht zu schade dafür, um im Apartheidsstaat Südafrika aufzutreten und bei anderer Gelegenheit die deutsche Nationalhymne einzusingen - alle drei Strophen versteht sich.

Heino, der sich seit über fünfzig Jahren in seichten Volkslied- und Schlagergefilden tummelt, hat sich im zarten Alter von 74 Jahren noch einmal ganz neu erfunden. Der neue, wahre Heino hat Trachtenjanker, Seppelhut und Lodenkotze kurzerhand gegen Lederjacke, Jeanshose und Cowboy-Stiefel eingetauscht. Heino Reloaded.

Zugegeben, Heinos Version des Ärzte-Songs „Junge“ gefällt; denn er ist fein instrumentiert. Insbesondere die Bläser und der Backgroundchor sprechen für ein pfiffiges Arrangement. Zudem gewinnt der Song durch Heinos großväterliches Bass-Timbre eine ganz neue Tiefe - ohne dabei der Ironie des Originals zu entbehren.

Aber ein ganzes Album Heino bleibt immer noch ein ganzes Album Heino - und das geht einfach gar nicht. Allerdings: „Ganz Deutschland hört jetzt Heino“ belehrte uns "Bild.de" vor Kurzem und schwadronierte weiter: „Heino hören ist jetzt definitiv cool“. Der einstige Unterstützer von CDU/CSU ist demnach mehrheitsfähig und angesagt.

Zumindest wenn es nach „Bild“ geht, die neben „BamS“ und „Glotze“ seit Schröders Zeiten das Maß aller medialen Dinge ist. Das Album in der weinseligen Karnevalszeit zu veröffentlichen ist überdies ziemlich clever, und die junge Zielgruppe scheint Heino tatsächlich zu mögen. Na dann, hoch die Tassen: „Caramba, Caracho, ein Whisky!“

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