Sonntag, 9. Juni 2013

Was nun, Herr Zuckerberg?


Was nun, Herr Zuckerberg?
Ein Jahr nach dem Börsenflop: Geht Facebook am Ende die Puste aus?

Die Nachricht kam für manchen überraschend. Für Insider indes war es ein längst überfälliger Schritt: Das Internetportal SchülerVZ hat zum 30. April 2013 seine Pforten geschlossen. Zur Erinnerung: SchülerVZ war noch vor wenigen Jahren das größte soziale Netzwerk für Jugendliche in Deutschland. Ein Menetekel für die Zukunft von Mark Zuckerberg's Facebook, dem derzeit größten Online-Netzwerk der Welt?

Es gib derzeit zumindest Entwicklungen, die Facebook Sorge bereiten. Zum einen ist eine Tendenz auszumachen, nach der vor allem jüngere Nutzer in den USA, England und Deutschland das soziale Netzwerk verlassen und sich anderen Plattformen zuwenden. Besonders das kürzlich an Yahoo verkaufte Tumblr, aber auch Snapchat, Instagram, Path oder Pinterest liegen bei jungen Leuten derzeit hoch im Kurs.

Allein in den USA musste Facebook zuletzt einen Rückgang von rund 3,8 Millionen Nutzern verkraften; in England kehrten etwa 1,3 Millionen Mitglieder Facebook den Rücken. In Deutschland hat Facebook 25 Millionen Nutzer; ein signifikantes Wachstum wird aber auch hier nur noch in der Altersgruppe ab 45 erzielt. Junge Leute scheinen neue Wege zu gehen und entdecken alternative Netzwerke.

Ein Grund für die Stagnation bzw. für den Rückgang in westlichen Ländern könnte an der gestiegenen mobilen Nutzung liegen. Die mobile Version von Facebook scheint insbesondere für jüngere Nutzer weniger attraktiv, denn sie ist mit einigen Kinderkrankheiten belastet. Überdies sind hier die Werbeerlöse für Facebook weitaus geringer, was an den kleineren Smartphone-Bildschirmen liegt.

Vielleicht ist Facebook bei vielen jungen Menschen inzwischen auch einfach uncool geworden, weil beinah alle - Eltern und Lehrer inklusive - dort sind. Junge Nutzer verbringen vermutlich auch deswegen weniger Zeit auf Facebook, weil die Rundum-Versorgung mit nur einem sozialen Netzwerk mittlerweile out ist und sich das Nutzerverhalten diversifiziert. Nichts ist bekanntlich schnelllebiger als das Internet.

Grund genug also für Facebook sich ernsthafte Sorgen zu machen? Steht Facebook ein ähnliches Schicksal wie SchülerVZ, MySpace oder AOL bevor, die heute nur noch den Altvorderen des Internet-Zeitalters bekannt sind? Die Antwort darauf lautet: Wohl eher nicht. Denn Facebook ist trotz eines verpatzten Börsenganges, schlechter Presse und sinkender Werbeeinnahmen immer noch die unangefochtene Nummer Eins.

Und das Online-Portal wächst weiter. Zwar nicht mehr in den Ländern der westlichen Hemisphäre; das Ende der Fahnenstange ist allerdings in den Regionen der Dritten Welt und zahlreichen Schwellenländern noch nicht einmal annähernd erreicht. In China, Indien, Indonesien und Brasilien steigen die Nutzerzahlen kontinuierlich. Derzeit hat Facebook unglaubliche 1,1 Milliarden Mitglieder weltweit.

Die letzten Monate haben gezeigt, dass Facebook gegenwärtig mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat. Soziale Netzwerke müssen sich beständig neu erfinden und immer ein Ohr an den aktuellen Trends haben, um nicht irgendwann abgehängt zu werden. Fragt sich, ob auch im Fall Facebook irgendwann das nächste "Big Thing" aus der Deckung kommt, um dem größten sozialen Netzwerk den Rang abzulaufen. 

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