Was nun, Herr Zuckerberg?
Ein Jahr nach dem Börsenflop: Geht Facebook am Ende die
Puste aus?
Die Nachricht kam für
manchen überraschend. Für Insider indes war es ein längst überfälliger Schritt:
Das Internetportal SchülerVZ hat zum 30. April 2013 seine Pforten geschlossen. Zur
Erinnerung: SchülerVZ war noch vor wenigen Jahren das größte soziale Netzwerk
für Jugendliche in Deutschland. Ein Menetekel für die Zukunft von Mark Zuckerberg's Facebook, dem
derzeit größten Online-Netzwerk der Welt?
Es gib derzeit zumindest Entwicklungen,
die Facebook Sorge bereiten. Zum einen ist eine Tendenz auszumachen, nach der
vor allem jüngere Nutzer in den USA, England und Deutschland das soziale
Netzwerk verlassen und sich anderen Plattformen zuwenden. Besonders das
kürzlich an Yahoo verkaufte Tumblr, aber auch Snapchat, Instagram, Path oder
Pinterest liegen bei jungen Leuten derzeit hoch im Kurs.
Allein in den USA musste
Facebook zuletzt einen Rückgang von rund 3,8 Millionen Nutzern verkraften; in
England kehrten etwa 1,3 Millionen Mitglieder Facebook den Rücken. In
Deutschland hat Facebook 25 Millionen Nutzer; ein signifikantes Wachstum wird aber
auch hier nur noch in der Altersgruppe ab 45 erzielt. Junge Leute scheinen neue
Wege zu gehen und entdecken alternative Netzwerke.
Ein Grund für die Stagnation
bzw. für den Rückgang in westlichen Ländern könnte an der gestiegenen mobilen
Nutzung liegen. Die mobile Version von Facebook scheint insbesondere für
jüngere Nutzer weniger attraktiv, denn sie ist mit einigen Kinderkrankheiten
belastet. Überdies sind hier die Werbeerlöse für Facebook weitaus geringer, was
an den kleineren Smartphone-Bildschirmen liegt.
Vielleicht ist Facebook bei
vielen jungen Menschen inzwischen auch einfach uncool geworden, weil beinah
alle - Eltern und Lehrer inklusive - dort sind. Junge Nutzer verbringen vermutlich
auch deswegen weniger Zeit auf Facebook, weil die Rundum-Versorgung mit nur
einem sozialen Netzwerk mittlerweile out ist und sich das Nutzerverhalten diversifiziert.
Nichts ist bekanntlich schnelllebiger als das Internet.
Grund genug also für
Facebook sich ernsthafte Sorgen zu machen? Steht Facebook ein ähnliches
Schicksal wie SchülerVZ, MySpace oder AOL bevor, die heute nur noch den Altvorderen
des Internet-Zeitalters bekannt sind? Die Antwort darauf lautet: Wohl eher
nicht. Denn Facebook ist trotz eines verpatzten Börsenganges, schlechter Presse
und sinkender Werbeeinnahmen immer noch die unangefochtene Nummer Eins.
Und das Online-Portal wächst
weiter. Zwar nicht mehr in den Ländern der westlichen Hemisphäre; das Ende der
Fahnenstange ist allerdings in den Regionen der Dritten Welt und zahlreichen
Schwellenländern noch nicht einmal annähernd erreicht. In China, Indien,
Indonesien und Brasilien steigen die Nutzerzahlen kontinuierlich. Derzeit hat
Facebook unglaubliche 1,1 Milliarden Mitglieder weltweit.
Die letzten Monate haben
gezeigt, dass Facebook gegenwärtig mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat.
Soziale Netzwerke müssen sich beständig neu erfinden und immer ein Ohr an den
aktuellen Trends haben, um nicht irgendwann abgehängt zu werden. Fragt sich, ob
auch im Fall Facebook irgendwann das nächste "Big Thing" aus der Deckung kommt,
um dem größten sozialen Netzwerk den Rang abzulaufen.
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