Neue Besen kehren gut!
Besenreiser - unterschätzte Volksseuche oder harmlose
Venenschwäche?
Einen Besen kennt jedes
Kind. Woran aber denken Sie, wenn Sie das Wort „Besenreiser“ hören? Ich gebe zu,
ich kannte diesen Begriff bis vor Kurzem noch nicht. Erst die „Nachhilfe“ des ZDF-Werbefernsehens
konfrontierte mich mit Besenreisern bzw. einer Salbe dagegen; der Spot war
nicht gerade ein Highlight, hat mich aber immerhin dazu veranlasst, einmal über
Besenreiser nachzudenken.
Meine ersten Assoziationen bei
dem Begriff hatten jedenfalls nichts mit einem wie auch immer gearteten, medizinischen
Problem zu tun. Bei dem Wort Besenreiser kamen mir spontan Herbstlaub,
Kehrichtschaufel, Baumarkt oder Gartenpflege in den Sinn. Vielleicht dachte ich
noch an den längst verblichenen Sänger Rio Reiser. Doch weit gefehlt, mit all
dem haben Besenreiser mal so gar nichts gemein.
Bei Besenreisern handelt es
sich vielmehr um eine verbreitete Venenschwäche. Für Mediziner sind Besenreiser
eine spezielle Unterform der Varikose: In der Oberhaut liegende, sichtbare
Venen bilden dabei ein bläulich-rotes Geäst aus Blutgefäßen, die oft
fächerförmig verlaufen. Bei manch bedauerlichem Zeitgenossen weisen die Besenreiser
dabei eine gewisse Ähnlichkeit mit der Netzkarte der Londoner Tube auf.
Das feingesponnene Geflecht
dieser unschönen Äderchen besiedelt dabei vorwiegend Beine, Waden und
Fußknöchel, seltener ist auch das Gesicht befallen. Besenreiser sind eine erblich
bedingte Bindegewebsschwäche unter der überwiegend Frauen leiden. Studien haben
allerdings ergeben, dass rund 80 Prozent aller Erwachsenen von Besenreisern betroffen
sind!
Besenreiser - eine
unterschätzte Volkskrankheit? Geschwind unterziehe ich bei diesen Zahlen auch
den eigenen, zur Hypochondrie neigenden Körper einer gründlichen Untersuchung -
und werde mit Erschrecken fündig! Auch ich bin, an den Fußknöcheln, betroffen.
Herrjeh! Umgehend recherchiere ich die Telefonnummer eines in der Nähe
ansässigen Venenspezialisten, der sich „Phlebologe“ nennt.
Ich überlege ernsthaft, zu dem Phlebologen in die "Beinsprechstunde" zu gehen, zögere aber. Denn: Ein kurzer Blick ins
Internet genügt. Aufatmen - Ich bin nicht allein! Die Internetforen sind voll
von verzweifelten Notrufen der Kategorie: „Hilfe! Ich leide unter Besenreisern!
Wer kann mir helfen?“ Der Rest des Online-Angebots beschränkt sich zumeist auf
kommerzielle Therapieangebote mit Hilfe von Laser und Verödung.
Was auch nicht grad
prickelnd klingt, dabei ist die Sache an sich harmlos. Aus medizinischer Sicht
stellen Besenreiser zumeist kein Problem dar; aber sie sind natürlich ein
kosmetisches Thema, insbesondere dann, wenn Körperregionen betroffen sind, wie
z.B. das Gesicht, die sich nicht ohne weiteres durch Bekleidung verhüllen
lassen. Wenn man nicht vollverschleiert rumlaufen will. Aber wer will das
schon?
Ihren Namen tragen
Besenreiser übrigens aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Reisig. In
früheren Zeiten wurden dürre Reisig-Ästchen zu Kehrbesen zusammengebunden. Apropos:
Den Besen könnt ich hier auch mal wieder schwingen, es gibt schließlich immer
was zu tun! Wie heißt es im Sprichwort zudem? „Neue Besen kehren gut.“ Gilt das
eigentlich auch für Besenreiser?
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