Montag, 9. September 2013

An Tagen wie diesen


An Tagen wie diesen
12 Jahre nach 9/11: Über die Bedeutung persönlicher Erinnerungen an besonderen Tagen

Es gibt sie, diese Tage, an die man sich auch nach Jahrzehnten noch genau zu erinnern vermag. Weil an diesen Tagen Geschichte geschrieben wurde. Und weil sich persönliches Leben und Erleben eng und unauflöslich mit der politischen Historie verknüpft hat. An diesen Tagen sind Ereignisse von weltpolitischer Relevanz geschehen:  Die Ermordung John F. Kennedys, die Mondlandung, der Mauerfall oder auch der 11. September 2001.

Ein jeder, der eine Antenne für außergewöhnliche historische Situationen besitzt, erinnert sich nicht selten bis in die kleinsten Details, was er an diesem einen Tag gemacht und in welcher Lebenssituation er sich gerade befunden hat. An die Menschen die er an diesem Tag traf und die vielleicht schon längst gestorben sind; an die Dinge, die er erledigt hat.  Nicht selten erinnert man sich selbst an belanglose Kleinigkeiten.

Tage mit herausragender Bedeutung haben sich uns offenkundig tief eingeprägt und sind auch nach Jahrzehnten immer noch präsent und abrufbar. Warum? Weil wir uns wieder und wieder an sie erinnern. Das permanente Memento vollzieht sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer Erinnerungskultur, die mithilfe der Anlassgeschichtsschreibung besondere Tage in Fernsehen, Rundfunk und Presse unaufhörlich ins Gedächtnis ruft.

Weil es sich um einen außergewöhnlichen Tag handelt, dessen Bedeutung grell aus dem Alltags-Einerlei hervorstrahlt, ist ein solcher Tag fortan mit einer profunden persönlichen Reminiszenz verbunden, die wir nie wieder abstreifen können. Diese außergewöhnlichen Ereignisse geben, ob wir wollen oder nicht, unserem Leben nicht selten eine innere Struktur mit auf den Weg und sind fester Bestandteil der eigenen, subjektiven Lebenserzählung.

Eine dieser besonderen Erinnerungen stellt auch für mich der 11. September 2001 dar. Seltsamerweise machte ich an diesem Dienstag, der ein gewöhnlicher Uni-Tag war, ganz gegen meine Gewohnheit bereits am Nachmittag den Fernseher an und wurde daraufhin in Echtzeit Zeuge des Einsturzes der Twin Towers in New York. Ich weiß noch genau, wie schockiert ich in dem Moment war und was ich alles tat, mit wem ich telefonierte und diskutierte, um die dramatischen Ereignisse zu besprechen und zu verarbeiten.

Jede Lebensgeschichte ist eine persönliche Geschichte. Sie findet immer dann Anknüpfungspunkte an die große, politische Geschichte, wenn besondere Tage uns kurz innehalten lassen, an denen, pathetisch gewendet, der Weltgeist aufblitzt. Die Zeitläufte schreiten unbeirrt voran; sie bilden die Folie für unser persönliches Leben und markieren durch die Zeitzeugenschaft besonderer Tage die Wegmarken und Wendepunkte unserer Existenz.

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