Über den Wolken
Wie Cloud Working die
Arbeitswelt revolutionieren könnte
Nutzen auch Sie inzwischen die Vorteile des Cloud-Computing?
Insbesondere Apple-Kunden konnten in den vergangenen Jahren die Vorteile der
„iCloud“ kennen lernen. Alle Geräte des Users sind dabei durch einen externen
Datenserver, die Cloud, miteinander verbunden. So steht z.B. ein
Adressbucheintrag in wenigen Sekunden durch Daten-synchronisation auf „MacBook“,
„iPad“ oder „iPhone".
Die Idee des Cloud-Computing ist ebenso simpel wie nützlich:
Der automatische Datenabgleich erspart Doppeleingaben und damit jede Menge
Zeit; auf Wunsch werden Inhalte von Notebooks oder Smartphones jeden Abend in
der Cloud gesichert. Bei Verlust oder Diebstahl lässt sich auf einem neuen
Gerät der alte Zustand ohne jeden Datenverlust im Nu wiederherstellen.
Vorteilhaft ist es auch Fotos, Videos, Musik oder Dokumente
in der Cloud abzulegen; denn die Daten stehen „in der Wolke“ jederzeit zur
Verfügung und können mit einem internetfähigen Gerät von unterwegs abgerufen
werden. Daten aus der Cloud können natürlich auch mit anderen Nutzern geteilt
werden, so dass auch Kollegen oder Familienmitglieder jederzeit auf den
Online-Speicher zugreifen können.
Das Cloud-Computing basiert dabei auf dem Prinzip, dass
IT-Dienste, wie etwa Hardware, Software oder Datenspeicher online über ein
Netzwerk bereitgestellt werden. Auf den Bereich der Arbeitswelt übertragen
nennt sich dieses Prinzip Cloud Working: Eigentlich firmeninterne Arbeiten
werden in die externe Cloud ausgelagert, um dort von freien Mitarbeitern
kostengünstig und schnell abgearbeitet zu werden.
Nicht nur einfachere Tätigkeiten wie Recherchen oder Übersetzungen
werden über eine Internet-Plattform an die Cloud Worker übertragen, auch
anspruchsvollere Arbeiten können von Projektteams, die in einer „Talent Cloud“
zusammenarbeiten, gelöst werden. Das kann bei freier Zeiteinteilung zumeist
bequem von zuhause aus erledigt werden - die Arbeit in der Cloud erfordert keine
Anwesenheit im Büro mehr.
Alles in Butter also? Wohl kaum. Denn bei genauerem Hinsehen
offenbaren sich die gravierenden Nachteile des Cloud Working sehr schnell.
Cloud Worker treten quasi in Echtzeit und in globaler Konkurrenz gegeneinander
an; das „Human Resources Outsourcing“ sorgt dabei nicht nur für Lohndumping bei
den „Wissensarbeitern“ im Netz, sondern hält auch alle Nachteile einer
unsicheren Freelancer-Existenz bereit.
So zahlen die Auftraggeber für die Cloud-Worker keinerlei
Sozialabgaben, Renten- und Krankenversicherungsbeiträge, der Arbeitnehmer trägt
alle Risiken selbst. Für die meisten Tätigkeiten des Cloud Working ergeben sich
Stundenlöhne, die zwischen 2 und 9 Euro liegen. Auf diese Weise wächst ein
digitales Prekariat heran, das von „taz.de“ vor einiger Zeit zutreffend als „Die
traurigen Tagelöhner“ bezeichnet wurde.
Das digitale hire and fire ohne jede Verpflichtung hat für
die Firmen große Vorteile: Freie, flexible Belegschaften erledigen anfallende
Arbeiten schneller und vor allem kostengünstiger als feste Mitarbeiter. Durch
die wirtschaftliche Auslagerung von Arbeit in die Cloud gehen allerdings feste
Arbeitsplätze verloren; globale Dumping-Arbeitsverträge unterlaufen überdies nationale
Lohnregelungen und Tarifverträge.
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“
sang Reinhard Mey dereinst. Die realen Arbeitswolken von heute haben für die
virtuell Beschäftigten zwar jede Menge Freiheit aber eben auch Hungerlöhne
parat. Kein Zweifel: Cloud Working ist das kommende „Big Thing“. Man muss nur
aufpassen, dass die nächste Revolution in der Arbeitswelt nicht auch zu einer zu
einer massiven Pervertierung der Freiberuflichkeit führt.
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