Selbstbehauptung des
Rechtsstaats
Den Feinden der
Freiheit gewährt der Staat gegenwärtig zu viel Spielraum
Das Bundesverfassungsgericht hat in einer
Grundsatzentscheidung das politische System der Bundesrepublik einmal als
„wehrhafte“ bzw. „streitbare“ Demokratie definiert. Eine wehrhafte Demokratie
schützt den Kernbestand der freiheitlich demokratischen Grundordnung (FDG) und
geht aktiv gegen jeden vor, der versucht, diese Prinzipien gewaltsam zu
beseitigen. Soweit die Theorie.
Ist die Bundesrepublik aber tatsächlich eine wehrhafte
Demokratie? Oder gleicht sie nicht vielmehr einem „zahnlosen Tiger“, der es
radikalen Kräften allzu einfach macht, demokratiefeindliche Parolen unters Volk
zu bringen? Schaut man sich aktuelle Entwicklungen um NSU-Terror, salafistische
Gewalttäter und rechte Hooligans an, scheint es um die wehrhafte Demokratie
nicht gut bestellt zu sein.
Demokratie, Rechtsstaat und individuelle Freiheit mögen für
uns selbstverständlich sein - bei Lichte besehen sind sie es nicht. Sie müssen vielmehr
immer wieder aufs Neue gegen ihre Feinde von links und rechts verteidigt
werden. Der Kampf gegen Rechts- und Linksextremismus, Antisemitismus, Rassismus
und Islamismus sollte elementarer Teil der Staatsräson sein - in Wort und Tat.
Es stimmt ja: rechtsextremes, demokratiefeindliches,
rassistisches und antisemitisches Gedankengut kann man nicht so einfach
verbieten. Der Staat muss aber die Kraft aufbringen, verfassungsfeindlichen
Parteien und Organisationen entschlossen entgegenzutreten. Dazu braucht es den
politischen Willen, vor allem aber mehr Geld und Personal bei Polizei und
Verfassungsschutz.
Die erste deutsche Demokratie, die Weimarer Republik, ist
nicht zuletzt an einem fehlenden Grundkonsens in Politik und Gesellschaft
zugrunde gegangen; es mangelte ihr an gemeinsamen Werten und Grundüberzeugungen.
Den Demokraten stand am Ende eine Übermacht radikaler Verfassungsfeinde
gegenüber, die zur allmählichen Erosion des Staates im Zeichen von Bürgerkrieg
und Straßenterror führten.
In allen Weltregionen, die gegenwärtig unter Krieg und Bürgerkrieg leiden, ist zumeist ein Fehlen staatlicher Strukturen auszumachen, die
für innere Sicherheit und Stabilität sorgen. Wo Staatszerfall herrscht,
versinken Gesellschaften rasch in Anarchie und Gewalt. Der entschlossene Umgang
mit den Gegnern der Freiheit ist daher ein Prüfstein für die Selbstbehauptung
des Rechtsstaats in einer wehrhaften Demokratie.
Der Philosoph Karl Popper hat einmal dafür plädiert, den
Feinden der Freiheit keine Freiheitsspielräume einzuräumen: „Im Namen der
Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, Intoleranz nicht zu
tolerieren.“ Die Stärke einer Demokratie erweist sich nicht zuletzt an ihrem
konsequenten Umgang mit radikalen Gegnern. Die Strategie im Umgang mit allen
demokratiefeindlichen Kräften kann daher nur lauten: Keine Toleranz.
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