Wetten, das(s) war’s
bald?
Europas größte TV-Show
und Moderator Markus Lanz stecken in der Krise
Die Zeiten ändern sich: Früher gehörte die Show Wetten, dass...? zum Leben dazu wie die Sportschau und Dallas. Frank Elstner hatte 1981, mitten in den für ihre Langeweile
berüchtigten 80er Jahren eine Showidee kreiert, die auch 33 Jahre später noch
existiert. Seit dem Abgang von Thomas Gottschalk 2012 und der Übergabe der
Sendung an Markus Lanz steckt die Show jedoch in einer Krise.
Die Quoten sind derzeit stabil - stabil unterhalb der Marke
von 7 Millionen Zuschauern; sie erreichen damit kaum die vom ZDF angepeilte 8
Millionen-Marke pro Sendung. Die Zeiten, in denen Wetten, dass...? Traumquoten von bis zu 20 Millionen Zuschauern und
einen Marktanteil von 70 Prozent erzielten sind vorbei. Damals gab es
allerdings auch noch keine ernstzunehmende TV-Konkurrenz.
Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern gab es zwar einige
Privatsender; Internet, Online-Videotheken, Streamingdienste und Pay-TV existierten
aber noch nicht. Die Zeit der generationenübergreifenden Samstagabend-Show, vor
der sich die ganze Familie versammelt, ist abgelaufen. Denn ebenso wie sich die
Geschmäcker des Publikums diversifiziert haben, hat sich auch die Gesellschaft
verändert.
Wetten, dass...? gehörte
einmal zu den Sendungen, über die man sich montags auf dem Schulhof oder im
Büro unterhielt. Florian Illies hat es in seinem Buch „Generation Golf“ auf den
Punkt gebracht: „Es war damals selbstverständlich, dass man Wetten, dass...? mit Frank Elstner
guckte, niemals wieder hatte man in späteren Jahren solch ein sicheres Gefühl,
zu einem bestimmten Zeitpunkt das Richtige zu tun.“
Nach dem Abgang des betulichen Frank Elstner drückte Thomas
Gottschalk der Sendung seinen Stempel auf: Er moderierte die Show in der Art eines schlagfertig-humorvollen
Conférenciers, bei der die Wetten immer mehr zur Nebensache wurden. Gottschalk selbst
und eine illustre Schar aus Weltstars, die als Showacts oder Wettpaten
auftraten, machten die Sendung zeitweise zu einem Fernsehereignis.
Die Übergabe der Show an den blassen Markus Lanz war
vermutlich keine gute Idee. Lanz muss sich derzeit mit einer Online-Petition
herumschlagen, nachdem er die Politikerin Sarah Wagenknecht in seiner
allabendlichen Talkshow ziemlich unhöflich behandelt hatte. Vielleicht hätte
man die Show nach dem Abgang ihres Übervaters Thomas Gottschalk und der Absage
Hape Kerkelings besser ganz einstellen sollen.
Am heutigen Samstagabend erwächst Lanz jedenfalls eine
haushohe Konkurrenz, denn RTL zeigt mit DSDS
und Ich bin ein Star - Holt mich hier
raus! zwei quotenstarke TV-Formate. Die müde Gästeschar von Wetten, dass...? mit „Topstars“ wie Liam Neeson, Hans Sigl,
Atze Schröder, Yvonne Catterfeld, Max Kruse und, na klar, Peter Maffay hätte
jedenfalls auch bei Dalli Dalli
auflaufen können.
Markus Lanz war in seinen besten Momenten nie auch nur
annähernd so gut wie Thomas Gottschalk; in seinen schlechteren Zeiten erinnerte
er hingegen an seinen peinlichen Vor-Vorgänger Wolfgang Lippert. Als Format für
spezielle Zielgruppen könnte Wetten,
dass...? ähnlich wie die Shows Schlag
den Raab, Musikantenstadl oder Verstehen Sie Spaß? zwar
weiterexistieren. Aber das kann nicht der Maßstab des ZDF sein.
Wetten, das(s) war’s bald für Europas größte Fernsehshow?