Lang lebe die Autokorrektur!
Autokorrektur - Pfiffiges Helferlein oder Nerv
tötender Besserwisser?
Wenn ich mit meinen
Wurstfingern das virtuelle Tastenfeld meines Smartphones malträtiere, bin ich
der mitgelieferten Autokorrektur-Funktion eigentlich ganz dankbar. Die
Buchstaben „a“ und „s“ treffe ich aus irgendeinem Grund nur per Zufall; das
gleiche gilt für „o“ und „p“ oben rechts. Das Adlersuchsystem stößt
insbesondere bei einer hastigen Buchstabeneingabe an seine, pardon, meine Grenzen.
Was wäre ich also ohne
die Autokorrektur? Sie untersucht all meine unsinnigen Falscheingaben,
flüchtigen Buchstabendreher und übereilten Auslassungen auf Plausibilität und errät
in Sekundenschnelle das richtige Wort. Auf diese Weise sorgt die Autokorrektur
dafür, dass E-Mail, SMS und WhatsApp-Nachrichten halbwegs korrekt mein
Smartphone verlassen.
Autokorrektur: Aus Spdberlin wird Sodbrennen |
Obwohl das Wort noch
nicht zu Ende geschrieben ist, erschließt die Funktion schon beim Bruchteil
einer Eingabe den richtigen Begriff und unterbreitet mir mittels eines
Wortvorschlagsprogramms eine korrekte, bzw. alternative Schreibweise. Das ist
die gute, die edle Seite der Autokorrektur. Die dunkle Seite besteht aus einem
ebenso oberlehrer- wie gouvernantenhaften Verhalten gegenüber meinen Eingaben!
Die virtuelle
Bevormundung durch die Autokorrektur-Funktion nimmt bisweilen bizarre Züge an; sie hat sicherlich jeden schon mal zur Weißglut getrieben. Ständig darum
bemüht, mir vermeintliche Fehler und Verdreher vorzuhalten, fabriziert die
Autokorrektur zudem herrliche Stilblüten. Hier nur ein paar Beispiele: Aus der
defensiven „Doppelsechs“ im Fußball wird schon mal der „Doppeldecker“.
Meine „Laufklamotten“ mutieren
zur „Aufklärung“ und mein Lieblingswort, der „Schweigefuchs“, wird in der
Lesart der Autokorrektur schon mal zu „Schweinefilet“ verwurstet. Aus dem
Kosewort „Hasibärli“ resultiert der „Gasunfall“, aus „Bier“ wird „Aids“, aus
„Gute Nacht“ die „Gute Macht“ und der „Schlabberlook“ endet flugs im
„Schlabberlätzchen“. Und erst die permanente Substantivierung von Verben!
...und aus nrwcdu schon mal der Brechdurchfall! |
Aber auch beim Thema
Politik verhält sich die Autokorrektur keineswegs neutral. So wird die Größenbezeichnung
„Maxi“ schon mal zum „Nazi“ denunziert. Aus „SpdBerlin“ entsteht das
„Sodbrennen“ und die Eingabe „nrwcdu“ kann mit „Brechdurchfall“ enden. Hier
hat die Funktion vielleicht etwas übers Ziel hinausgeschossen; oder steckt hinter all den Wortvorschlägen gar irgendein unentdecktes Eigenleben der Technik?
Die
Autorkorrektur-Funktion wandelt demnach auf dem schmalen Grad zwischen
nützlicher Hilfe und Nerv tötender Besserwisserei. Indes, es ist fast so wie im
richtigen Leben. Man muss nur hartnäckig genug sein. Das heißt: die monierten
Wörter immer und immer wieder eingeben. Irgendwann fügt sich die Autokorrektur
in ihr Schicksal und lässt einen gewähren. Lang lebe die Autokorrektur!
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