Einfach mal die
Klappe halten
Prominente und Politik
- eine unheilige Allianz
Gérard Depardieu ist nun Russe. Um der Reichensteuer von stattlichen
75 Prozent im eigenen Land zu entgehen, wechselte der ebenso beliebte wie
beleibte Mime vor Kurzem die Nationalität und ließ sich einen russischen Pass
ausstellen. Doch damit nicht genug. Der Russland-Fan wurde zuletzt mit
Äußerungen zitiert, die einen sprachlos machen.
So würdigte Depardieu den russischen Staat, der im
vergangenen Jahr mit einer drastischen Strafe gegen die Punk-Band
„Pussy Riot“ ins Gerede gekommen war, als „große Demokratie“. Der erklärte Putin-Freund
hatte schon bei früheren Gelegenheiten den Statthalter Putins in Tschetschenien mit
einem forschen „Ruhm sei Kadyrow“ hochleben lassen.
Die russischen Verbrechen aus den beiden
Tschetschenien-Kriegen sowie die Menschenrechte spielen für Depardieu offenbar
keine Rolle. Der Fall Depardieu ist nur der letzte in den Medien bekannt
gewordene Total-Ausrutscher eines Prominenten, der sich in geradezu dümmlicher Weise
auf einem Terrain bewegt, von dem er offenkundig nichts versteht.
Aber Depardieu ist nicht allein: Brigitte Bardot, einst
Sexsymbol und nun radikale Tierschützerin mit einem Hang zu rassistischen
Entgleisungen, gab an, es Depardieu gleich zu tun und ebenfalls einen
russischen Pass zu beantragen. Schon früher hatte sie zu Protokoll gegeben,
dass Putin ihr „Lieblingspremierminister“ sei, da er sich für ein Verbot der
Delfinjagd vor Grönland ausgesprochen hatte.
Die Liste ist beliebig erweiterbar und verbale Fehltritte sind
keine Spezialität französischer Altstars: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
etwa, das intellektuelle Epizentrum des deutschen Hochadels, stellte vor Jahren
den Zusammenhang zwischen der Aids-Epidemie in Afrika und dem Sexualverhalten
schwarzer Männer her: „Der Schwarze schnackselt gerne“. Gratulation: welch
brillante Analyse!
Ein anderes geistiges Kaliber, die US-Sängerin Mariah Carey,
wird von ähnlich großen Sorgen geplagt, wenn sie vom schwarzen Kontinent
spricht: Sie wäre auch gern so dünn wie „die armen, schwarzen Kinder auf dieser
Welt, aber nicht mit diesen Mücken, dem Elend und den ganzen Sachen.“ Sie hat’s
tatsächlich so gesagt. Man ist schier sprachlos - und peinlich berührt.
Es ist immer wieder erstaunlich, zu welch bizarren
Äußerungen Prominente imstande sind, wenn es um etwas anderes als
Schauspielerei, Pferdezucht oder die holde Sangeskunst geht. Prominente und
Politik - das ist eine zumeist unheilige Allianz, die geprägt ist von
peinlichen Fehltritten, verbalen Ausrutschern und fassungslosem Fremdschämen
beim Publikum.
Dabei gilt für die meisten dieser Fälle wohl der Satz, den
der französische Ex-Präsident Jacques Chirac vor Jahren im Vorfeld des
Irak-Krieges über den polnischen Präsidenten geäußert hatte. Chirac sagte
damals, dass Kaczynski „eine gute
Gelegenheit zum Schweigen“ verpasst habe. Depardieu und Co. sollten sich
Chiracs Ratschlag zu Herzen nehmen und öfter mal die Klappe halten. Dringend.
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