Freitag, 12. Oktober 2012

Bitte recht freundlich!


Bitte recht freundlich! 
Das Emoticon wird 30. Höchste Zeit, die Rathaustreppe zu fegen :-)

Der amerikanische Physiker Scott Fahlman aus Pittsburgh war der Erste, der 1982 in einer elektronischen Nachricht vorschlug, eine bestimmte Zeichenkombination zur Kennzeichnung von Scherzen und Komik zu verwenden. Das lächelnde Smiley wurde zwar rund zwanzig Jahre früher zu Werbezwecken in den USA erfunden; trotzdem gilt der Herbst 1982 als Geburtsstunde der Emoticons oder Smileys in elektronischen Nachrichten.

Fahlman schlug vor, die aus einer Kombination bestimmter Satzzeichen gebildeten Piktogramme seitlich zu lesen und sie für Freude, Ärger oder auch Spott zu verwenden. Die etwas sperrige Wortkreuzung „Emoticon“, die aus den Begriffen „Emotion“ und „Icon“ zusammengesetzt ist, stellt also ein aus Satzzeichen gebildetes Helferlein dar, mit dem man Gefühle und Stimmungen durch eine einfache Zeichenfolge in E-mails und Chat sowie in Blogbeiträgen  ausdrücken kann.

Da man in der elektronischen Kommunikation das Gegenüber in aller Regel nicht vor sich sitzen hat und Gestik, Mimik und Stimme als signalgebende Informationen ausfallen, lassen sich mittels weniger Satzzeichen Gefühlsregungen, Übertreibungen aber auch Satire zumeist treffend darstellen. Man stelle sich vor, wie viele Worte vonnöten wären, um einfachste Emotionen wie Ärger oder Ironie, die im Chat durch ein Augenzwinkern dargestellt wird, mit Worten zu umschreiben. 

Insoweit sind Emoticons von einigem Nutzen und erfreuen sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit; sie sind fester Bestandteil der Netz-Kultur und aus der schriftlichen Kommunikation im Internet nicht mehr wegzudenken. Doch wie mit allen Dingen im Leben macht auch hier die Dosis das Gift. Das Smiley-Arsenal ist inzwischen uferlos: Es gibt mittlerweile Tausende grenzdebil grinsender Emoticons, die sich mithilfe einfacher Apps in grafisch animierte, winkend-feixende kleine Terror-Biester verwandeln. 

Die Standard-Emoticons der früher Achtziger Jahre jedenfalls haben ihren Charme nicht nur durch eine schrill-nervige Animation verloren, sondern vor allem durch ihren inflationären Einsatz in Mails und Chat. Die kleinen Monster haben sich nämlich zu einer echten Landplage entwickelt, wenn nach nahezu jedem Satz ein knallgelbes, sonnenbebrilltes Smiley pingpongmäßig auf und ab hüpft und dabei frech die Zunge zeigt. Scott Fahlman hat inzwischen den übertriebenen Einsatz von Emoticons in E-Mails kritisiert; gleichwohl war er es, der den Geist einst aus der Flasche gelassen hat.   

In Norddeutschland gibt es den traditionellen Brauch, der ledige Männer, die ihren dreißigsten Geburtstag vollendet haben, zum Fegen der Rathaustreppe animiert. Jungfrauen sind dazu aufgerufen, den Fegenden von seinem Ledigen-Unglück freiküssend zu erlösen. Höchste Zeit ein Smiley zu ersinnen, welches zum 30. Geburtstag aus Strafe für all die Nervtöterei die Rathaustreppe fegen muss! Ein entsprechendes Emoticon könnte vielleicht so aussehen:      (:-)--#.   Allerdings: Wer sagt mir eigentlich, dass das nebenstehende Emoticon unverheiratet bzw. männlich ist? ;-) 

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